Erste Hilfe für Jagdschüler

- ein neues Angebot im Jagdkurs

  • Zwei Jagschüler stellen eine Situation nach: Ein Ersthelfer findet bei einer Drückjagd einen verletzten anderen Jäger (Messer rutschte beim Aufbrachen ab und steckt jetzt im Bein) und leitet die Rettungskette ein.

  • Fabian Mayer (rechts im Bild) weist in den praktischen Teil der Ausbildung ein.

  • Verschiedene Verbandsmaterialien

  • Fabian Mayer (links im bild) stellt verschiedene Verbandsmaterialien vor.

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Erste Hilfe für Jagdschüler


Jagdkurs der Jägervereinigung Freiburg startet neues Angebot

Erste Hilfe ist noch kein Bestandteil im Ausbildungsplan für die jagdliche Ausbildung in Baden-Württemberg – dennoch haben die Verantwortlichen für den Jagdkurs in der Jägervereinigung mit dem Start des neuen Kurses im Herbst 2019 einen neuen Weg eingeschlagen: Mit einem Erste-Hilfe-Tag sollen die frischen Jagdschüler auf mögliche Gefahrensituationen im Rahmen der Jagdausübung hingewiesen und richtige Verhaltensweisen eingeübt werden.

Ausbildungsleiter Alexander Held erläutert, weshalb dieses Angebot so wichtig ist: „Bei allen möglichen Kursen und Ausbildungen wird ein Erste-Hilfe-Kurs sogar vorausgesetzt – zum Beispiel beim Führerschein. Glücklicherweise gibt es bei der Jagdausübung vergleichsweise selten Verletzungen, da die Jäger im Allgemeinen in der Unfallvermeidung gut ausgebildet sind. Dennoch wollten wir vor allem ein Bewusstsein für mögliche Situationen schaffen.“ Zwar denke man im Zusammenhang mit der Jagd sofort an Schussverletzungen, aber diese seien erfahrungsgemäß relativ selten, so Held weiter. Häufiger seien klassische Verletzungsmuster wie Schnittwunden beim Aufbrechen oder Knochenbrüche beim Stolpern über einen Ast. „Aber auch diese Wunden und Verletzungen müssen versorgt werden.“ Häufig seien Jäger alleine unterwegs, aber auch bei der besonderen Situation der Drückjagden kann Erste Hilfe erforderlich werden – da sei jeder Jäger gefordert, führt Held aus: „Wirksame Erste Hilfe kann Leben retten!“

Die Idee dazu hatte Co-Ausbildungsleiter Fabian Mayer, der beruflich und als freiwilliger Feuerwehrmann häufig selbst mit Notsituationen in Feld und Wald zu tun hat. Er stellte ein Team aus Referenten mit praktischer Erfahrung zusammen und organisierte mit ihnen gemeinsam den Ausbildungstag: „Grundlegend war die Überlegung, welche Verletzungen es in welchen Situationen – an zum Teil abgelegenen Orten - im Zusammenhang mit der Jagd geben kann.“

Anregungen für ein effektives Notfallmanagement

Dabei konzentrierten sich die Ausbilder auf naheliegende Notfallbeispiele und bereiteten diese in theoretischer Erläuterung und praktischer Übung für die Jagdkursschüler vor. „Im Vordergrund stand für uns, dass ein erstes Bewusstsein über die besonderen Gefahren bei jagdlichen Tätigkeiten entsteht. Mit dem Überblick und vielen Anregungen für ein effektives Notfallmanagement können Sie als Jäger zukünftig im umgekehrten Sinne den Unterschied zwischen Leben und Tod machen.“

Der Kurs war in einen theoretischen Grundlagenteil und eine praktische Stationsausbildung unterteilt. An vier Stationen lernten die Jagdschüler unter anderem, wie Personen mit Verletzungen bzw. ohne Bewusstsein richtig angesprochen und gegebenenfalls gelagert und transportiert werden. Behelfsmäßiges Schienen von Brüchen gehörte ebenfalls dazu; herkömmliches und neues Verbandsmaterial (Israeli Bandage) wurde vorgestellt und in der Handhabung geübt.

Die Ausbilder des Erste-Hilfe-Tages waren alle Ehrenamtliche aus Forst, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Hendrik Baitsch, der selbst Jäger ist, sorgte als niedergelassener Facharzt für den korrekten fachlichen Hintergrund und gestaltete mit Fabian Mayer auch die theoretische Einführung am Vormittag. Aus seiner Erfahrung ist es immer besser, zu helfen - auch wenn man sich nicht genau auskennt. Deshalb möchte er alle ermutigen, die als erste an einen Unfallort kommen: „Der Mut zu helfen kann über Leben und Tod entscheiden.“

Die 20 Jagdschüler waren vom Erste-Hilfe-Kurs begeistert: „Wir finden es toll, dass die ehrenamtlichen Ausbilder diesen Tag veranstaltet haben, sozusagen als freiwilliges Zusatzangebot. Das sollte eigentlich immer zur Jagdausbildung dazugehören.
 


Neue Standards in der Jagdausbildung setzen

Mit dem Pilotprojekt sind auch die Ausbildungsleiter Alexander Held und Fabian Mayer sehr zufrieden: „Für uns war dieser Erste-Hilfe-Tag ein Testlauf, der sehr gut funktioniert hat. Mit den gemachten Erfahrungen können wir das Konzept weiterentwickeln und werden das beim nächsten Jagdkurs auf jeden Fall wiederholen. Denkbar ist auch ein solches Angebot für alle Jäger der Jägervereinigung. Es wäre toll, wenn diese Idee ein neues Bewusstsein in der Jagdausbildung und darüber hinaus bei allen aktiven Jägern setzen könnte.“ Denn der nächste Notfall kommt bestimmt. 

Bilder und Text: Georg Auer